Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU zeigt sich erstaunt, dass die Einführung der DRG nicht mehr Probleme des Gesundheitssystems löst. Seit Jahrzehnten reden Gesundheitsminister von grundlegenden Reformen, aber keiner geht sie an – sie wollen ja auch wieder gewählt werden. Seit mindestens ebenso langer Zeit beklagen Krankenhäuser, Unternehmen und Ärzte ebenso grundlegend den Reformstau im Gesundheitswesen und keiner macht konstruktive Vorschläge – denn niemand möchte an dem Ast sägen … So gehen Gesetzvorhaben der Ministerien, wie beispielsweise das Versorgungsstrukturgesetz und das Versorgungsstärkegesetz immer nur Teile des Gesamtproblems an und ernten viel Kritik, die die Gesetzesentwürfe im besten Fall verbessert – oder eben nur weiter verwässert.  Auch Gesundheitsminister Gröhe hat zu Beginn seiner Amtszeit große Reformvorhaben im Gesundheitswesen angekündigt. Nun hat er geliefert: Für das Krankenhausreformgesetz wurden die Eckpunkte vorgelegt, das Versorgungsstärkungsgesetz und das Präventionsgesetz wurde unlängst verabschiedet und für das neue e-Health-Gesetz Die neue eHealth-Initiative der Regierung zur Regelung der Telemedizin wurden ebenfalls Eckpunkte vorgelegt, die anschließend weiter ausgearbeitet werden sollen. , deren Gesetzentwurf Anfang 2015 vorgelegt werden soll, wird da keine Ausnahme bilden, ist aber dringend notwendig, dennDie konsequente Bearbeitung und schnelle Verabschiedung ist auch dringend notwendig, denn:

Die „Crowd“ sucht sich derweil ihren eigenen Weg. 

Der zweite Gesundheitsmarkt, weniger reglementiert und viel experimentierfreudiger, wächst enorm. Und durch kinderleichten Zugang über Web, Smartphones und Tablets wachsen der erste und zweite Gesundheitsmarkt gnadenlos zusammen, denn für den Patienten gibt es keinen ersten und zweiten Körper. Fast jeder vierte nutzt Gesundheits-Apps die durch „coole Gadgets“ wie schicke Quantify yourself-Armbänder am Handgelenk hof- und schlafzimmerfähig werden – Fitness-Tracker, die auf Atemfrequenz und Puls achten, Foodscanner, die Nährstoffe überwachen, Stress-Abbau-Apps, die an die Bewegungs-Pause erinnern – Tendenz steigend.

Dr. Google gibt bereits Daten an Versicherungen

An dieser Stelle tun sich weitere Möglichkeiten für Ärzte auf, denn die Daten, die Millionen Verbraucher freiwillig über sich selbst sammeln, werden derzeit nur von Dr. Google & Co. – und neuerdings auch von Versicherungen ausgewertet, die daran ihre Geschäftsmodelle neu ausrichten. Mobile Devices suggerieren dabei Sicherheit, weil die Daten in der eigenen Hand zu bleiben scheinen. Angesichts der dem deutschen Anwender im internationalen Vergleich bescheinigten großen Unwissenheit in Sachen Computer und Internet ist es allerdings fraglich, ob eingebaute Datenschutz-Features in Apps überhaupt zum Einsatz kommen. Deutschlands Internet-User haben wenig Überblick darüber, wie viele Daten über sie im Internet zu finden sind und sind sehr misstrauisch, was ihren persönlichen Datenschutz angeht.

Es ist also notwendig, dass schnellstmöglich klare und verbindliche Regeln und gesetzliche Standards für diese Daten und ihre Übermittlung festgelegt werden, so dass Verbraucher und Patienten effizient geschützt werden können. Mittels solcher Regelungen könnten zukünftig auch Ärzte auf relevante Daten zugreifen und damit ihrem Auftrag zur zeitgemäßen medizinischen Versorgung der Bevölkerung nachkommen. Wenn wir auch hier wieder so lange auf „den großen Wurf“ vom Gesetzgeber warten müssen, haben sich die Internet- und Versicherungsbranche diesen Bereich bereits untereinander aufgeteilt.

Gesundheitssystem: Warten auf „den großen Wurf“?
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